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    Schwanger im Urlaub: Tipps zum Reisen & Fliegen in der Schwangerschaft

Plötzlich schwanger, damit hatten Björn und Tanja Puls überhaupt nicht mehr gerechnet. Gerade hatten sie alle Zelte in Deutschland abgebrochen, um als digitale Nomaden in Südostasien zu leben. Die Freude war groß, aber die Sorgen hielten Schritt. Mit Anfang 40 und zwei vorherigen Fehlgeburten von Tanja war es eine Risikoschwangerschaft. Trotzdem meisterte das Ehepaar alle Herausforderungen einer Schwangerschaft im Ausland und ist heute glücklich, diesen Weg gegangen zu sein.

Die Frauenärztin im Internationalen Krankenhaus Bangkok bestätigt: Tanja ist schwanger – mit Zwillingen. „Ich bin innerlich explodiert vor Freude“, sagt Björn, ihr Ehemann. Eigentlich hatten sich die beiden schon von ihrem Kinderwunsch verabschiedet und daher keine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, von der die Kosten für Schwangerschaftsvorsorgen und Geburt übernommen worden wären. Insgesamt musste das Paar über 10.000 Euro für die Schwangerschaft und den Kaiserschnitt der Zwillinge bezahlen.
Für Tanja und Björn war jedoch klar, dass sie keine Kosten und Mühen für ihre zwei kleinen Wunder im Bauch scheuen würden. „Wir hatten Riesenglück mit der Frauenärztin“, erklärt Björn, „und das Krankenhaus ist immer wieder in den Top-10-Listen aller Kliniken weltweit geführt.“ Die behandelnde Ärztin sprach fließend Deutsch, die medizinische Betreuung war auf einem hervorragenden Niveau. „Wir erlebten eine Art Fünf-Sterne-Niveau, was das Essen und die Gestaltung der Räume betrifft“, erzählt Tanja von ihren Erfahrungen in Thailand.

Auslandskrankenversicherung abschließen, um Schwangerschaftskosten abzudecken

Die Zwillingsmutter möchte alle Frauen ermutigen, die wie sie mit Babybauch fernab Europas als digitale Nomaden unterwegs sind. Gerade im südostasiatischen Raum gebe es hervorragende Krankenhäuser. „Wir hatten sogar den Eindruck, dass zumindest in puncto Service manche der internationalen Krankenhäuser in Asien die deutschen Kliniken übertrumpfen“, lacht Björn. Wer so viel Geld wie die beiden Dauerreisenden nicht aufbringen möchte oder kann, sollte darauf achten, auch im Ausland den Versicherungsschutz für eine Schwangerschaft geklärt zu haben – am besten vor dem geplanten Auslandsaufenthalt.
So groß die Freude nach dem ersten Frauenarztbesuch für Tanja und Björn war, schwang die Angst vor einer Fehlgeburt immer mit. Tanja musste diese Erfahrung schon zweimal machen. Mit über 40 Jahren waren ihr Alter und die Zwillingsschwangerschaft zwei weitere Faktoren einer Risikoschwangerschaft. „Ich habe hundertprozentig auf meine Ärztin gehört, auf meine Ernährung geachtet und bin viel geschwommen“, erklärt Tanja. Eine geplante Reise von Bangkok nach Bali haben sie abgesagt, um nicht zu viel zu riskieren. Eine Rückreise nach Deutschland war jedoch ebenso undenkbar. Die gesamte Schwangerschaft verbrachten sie in Bangkok.

To Dos vor der Reise in der Schwangerschaft

  • Abschluss einer Auslandsreisekrankenversicherungund einer Reise-Rücktrittskosten-Versicherung
  • Unbedingt an den Mutterpass und Impfpass denken und für Flugreisen eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Frauenarzt besorgen
  • Die Reiseapotheke kann je nach Bedarf zusammengestellt werden. Für folgende Symptome ist es sinnvoll, während einer Schwangerschaft Medikamente in die Reiseapotheke zu packen:
  • Schmerzen und Fieber
  • Durchfall und Dehydrierung
  • Sodbrennen
  • Prophylaxe von Wadenkrämpfen und Kontraktionen der Gebärmutter
Wichtig ist, zunächst mit dem Frauenarzt zu klären, ob die Medikamente in der Schwangerschaft eingenommen werden dürfen.

Urlaub in der Schwangerschaft: Wohin soll die Reise gehen?

Die Karlsruher Kinderärztin Nina Schneider gibt Entwarnung: „Keine Sorge, nicht mehr reisen zu dürfen ist während einer Schwangerschaft nur sehr selten medizinisch indiziert.“ Sie hat eine Zusatzausbildung in Reise- und Tropenmedizin. Während ihrer eigenen vier Schwangerschaften ist sie viel gereist. Vom europäischen Ausland, wie Frankreich, Italien und Portugal, bis nach Indien lebte sie ihre Reiselust auch mit Babybauch aus. „Es ist natürlich typabhängig, was man unter Erholung versteht“, erklärt die Ärztin, „aber für mich war immer klar: Nach der Geburt wird es stressiger. Und so nutzte ich die Zeit davor für Abenteuer.“
Eine letzte Reise als Paar, bevor das Baby kommt – dafür gibt es mittlerweile sogar ein Wort: Babymoon. Wellnesshotels weltweit bieten Programme für Schwangere an, die der Erholung und Vorbereitung auf den Neuankömmling dienen: Ganzkörpermassagen, Klangmeditation, Babybauch-Painting und Hebammengespräch gehören zum Repertoire.
Für Nina war das jedoch nichts – die schönsten Momente während ihrer Schwangerschaften erlebte sie unterwegs: „In Indien wurde ich als Schwangere sehr geschätzt und willkommen geheißen. Ich glaube, die Leute hatten großen Respekt, dass ich die weite Reise auf mich genommen habe.“ Zudem habe sie eine große Verbundenheit mit anderen Schwangeren empfunden, die ihr begegneten.
Bei einem Urlaub in der Schwangerschaft sollte man gut überlegen, wohin man reist. Viele Schwangere fühlen sich bei einem Reiseziel in Europa sicherer. Die Vorteile dabei sind die vergleichsweise kurze Flugzeit, kein Jetlag und das Klima, das der Heimat ähnelt. Auch wenn das Entspannen an einem Traumstrand verlockend klingt: Am besten wählt man in der Schwangerschaft kein Urlaubsziel, an dem Temperaturen über 30 °C herrschen, um den Kreislauf der werdenden Mutter nicht zu sehr zu belasten. Man kann jedoch auch ferne, exotische Zielorte wählen – allerdings sollten das Regionen sein, in denen keine gefährlichen Infektionskrankheiten auftreten, da Impfungen in der Schwangerschaft mit Vorsicht zu genießen sind. Für den Urlaub in der Schwangerschaft sollte man sich ein Reiseziel aussuchen, das eine gute medizinische Versorgung bietet – nur für den Fall der Fälle.

Vor dem Reisen immer die Risiken abklären

Vor der Reise hatte Nina sich gut informiert: An wen sie sich im Notfall wenden konnte, wie weit das nächste Krankenhaus entfernt lag und wie groß die Infektionsrisiken in den unterschiedlichen Regionen waren. In Indien hatte sie Glück und kompetentes medizinisches Personal war vor Ort. Deshalb fühlte sie sich sicher. Daher rät sie Schwangeren aber auch davon ab, in Krisengebiete zu fliegen. „Auch bei Reisen in Länder mit hohem Infektionsrisiko sollte es wirklich einen triftigen Grund für eine Reise in der Schwangerschaft geben“, betont die vierfache Mutter.
Manche Infektionskrankheiten, wie der Zika-Virus, Gelbfieber oder Malaria, sind äußerst bedrohlich für schwangere Frauen. „Urlaube in tropischen und subtropischen Ländern sind insbesondere wegen der eingeschränkten Möglichkeiten an Schutzimpfungen und vorbeugender Medikamentengabe für Schwangere ungünstig“, erklärt Michael Wojcinski vom Berufsverband der Frauenärzte (BVF). Daneben gebe es weitere Risiken, auf die Schwangere vorbereitet sein sollten. „Auf Flugreisen besteht gerade während der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für Thrombosen“, so Wojcinski weiter. Doch es lässt sich vorbeugen, auf Fernflügen wie auf langen Autofahrten in der Schwangerschaft: mit Stützstrümpfen, Spaziergängen auf dem Gang, häufigen Pausen und ausreichender Flüssigkeitszufuhr.
Außerdem ist es ratsam, im Flugzeug einen Platz am Gang zu buchen und bequeme Kleidung zu wählen. Um mehr Beinfreiheit genießen zu können, empfiehlt es sich, das Handgepäck in den Gepäckfächern über den Sitzen zu verstauen. Der Sicherheitsgurt sollte unter dem Bauch liegen.

Häufige Fragen zum Fliegen in der Schwangerschaft

Wann darf man schwanger fliegen?

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, schwanger zu fliegen. Man sollte jedoch im Hinterkopf behalten, dass eine Flugreise immer eine Belastung für den Körper darstellt – und sich deshalb fragen, ob man sich fit genug dafür fühlt. Man sollte natürlich nicht nur den eigenen allgemeinen Gesundheitszustand beachten, sondern auch das Wohlergehen des Babys. Werdende Mütter sollten nur fliegen, wenn die Schwangerschaft bis dahin unkompliziert verlaufen ist und nicht mit Komplikationen, beispielsweise durch gefährdende Erkrankungen, zu rechnen ist. Prinzipiell gilt: Man sollte sich vor einer Flugreise an einen Arzt wenden. Einige Fluggesellschaften verlangen zudem ab der 28. Schwangerschaftswoche (SSW) ein Attest der Flugtauglichkeit.
Bis wann man schwanger fliegen darf, ist nicht einheitlich geregelt; man sollte sich also vor dem Buchen über die Vorgaben der jeweiligen Airline informieren. Liegt eine normale Schwangerschaft vor, werden Schwangere meist bis zur 35. oder 36. SSW befördert. Bei Mehrlingsschwangerschaften liegt die Grenze meistens bei der 32. SSW. Durch diese Regelungen sollen Geburten während des Fluges vermieden werden.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Fliegen?

Schwanger zu fliegen sollte in den ersten drei Monaten vermieden werden, da viele Schwangere im ersten Trimester unter Müdigkeit und Übelkeit leiden. Außerdem ist das Risiko einer Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft erhöht. Das zweite Trimester, also die Zeit von der 13. bis zur 28. SSW, eignet sich am besten, um schwanger zu fliegen. Der Körper ist bereits an die Schwangerschaft gewöhnt und spendiert der werdenden Mutter wieder viel Energie. Im dritten Trimester hingegen ist der Bauch bereits stark angewachsen und die Füße oft geschwollen, was die Bewegungsfreiheit einschränkt. Längere Flugreisen sind dann sehr anstrengend für Schwangere, weswegen ab der 29. SSW eher davon abgeraten wird.

Wie lange darf man schwanger fliegen?

Viel werdende Mütter machen sich auch Gedanken über die Strahlung beim Fliegen und fragen sich, wie lange man schwanger fliegen darf. Bei jedem Flug wird man kosmischer Strahlung ausgesetzt, bei längeren Flügen logischerweise mehr als auf Kurzstrecken. Allerdings ist die Strahlung so gering, dass von ihr keine Gefahr für die werdende Mutter oder das Baby ausgeht – insofern spricht nichts gegen eine Fernreise. Daher müssen sich auch diejenigen keine Sorgen machen, die im Urlaub schwanger geworden sind und ihren Rückflug noch antreten müssen. Wenn eine Schwangere jedoch beruflich viel mit dem Flugzeug unterwegs ist, sollte sie einen Arzt zurate ziehen.

Das Beschwerliche der Reise wird durch die Annehmlichkeiten vor Ort ausgeglichen

Für Nina Schneider spielten die Beschwerlichkeiten beim Urlaub in der Schwangerschaft immer eine geringere Rolle als die positiven Aspekte. „Mir geht es auf Reisen immer besonders gut“, sagt sie, „und wenn es mir als werdender Mutter gut geht, dann spürt das auch mein Kind im Bauch.“ Auch Tanja konnte ihre unverhoffte Schwangerschaft in Bangkok genießen. Sie ging jeden Tag im hauseigenen Pool schwimmen und ließ sich von Björn verwöhnen. Alles ging gut und schließlich kamen ihre beiden Töchter Zoe und Eve gesund zur Welt.
Die erste Zeit mit den beiden Mädchen sei jedoch eine große Herausforderung gewesen, erzählt Tanja: „Wir waren komplett auf uns allein gestellt, Freunde oder Familie wohnten ja nicht um die Ecke.“ In Deutschland hätte das Ehepaar mit Zwillingen Anspruch auf eine Haushaltshilfe gehabt: Diese Möglichkeit bestand in Thailand nicht. „Dafür hatten wir eine ganz liebe Doula“, sagt Tanja. Eine solche nicht-medizinische Helferin steht der Mutter vor, während und nach der Geburt zur Seite. Tanja zeigte sie, wie sie am besten stillen oder wie sie Zwillinge ins Tragetuch binden kann. Nur zwei Monate nach der Geburt ging es für die junge Familie erneut auf Reisen, diesmal nach Kuala Lumpur.
Seitdem sind sie alle gemeinsam schon über 30 Mal geflogen. Tanja und Björn genießen ihr unbeständiges und abenteuerlustiges Leben in vollen Zügen. „Am liebsten würde ich in die Welt hineinrufen: Entspannt Euch, liebe Schwangere und Eltern“, erzählt Tanja mit einem Strahlen im Gesicht. Ihr Mann Björn liebt es ebenso, mit den Zwillingen die Welt zu entdecken: „Nach der Geburt habe ich ihnen versprochen, dass sie immer in der Nähe eines Pools sein werden.“ Bisher konnte er sein Versprechen halten.

Checkliste für Urlaub in der Schwangerschaft

  1. Passende Versicherungen abschließen
    Eine Auslandsreisekrankenversicherungund eineReiserücktrittsversicherungsind in der Schwangerschaft sinnvolle Ergänzungen des Versicherungsschutzes. Sie übernehmen die Kosten für die medizinische Versorgung im Falle von Erkrankung, Verletzung oder Geburt bzw. erstatten die Reiserücktrittskosten, falls der Urlaub ausfallen muss.

  2. Wichtige Dokumente einstecken
    Nicht nur Reisedokumente wie Reisepass und Personalausweis sind wichtig. Bei einem Urlaub in der Schwangerschaft sollten zudem immer der Mutterpass und der Impfausweis mitgeführt werden. Auch das Attest für die Flugfähigkeit zählt dazu. Wichtige Dokumente sollten auch noch mal in Kopie mitgenommen werden, falls das Original verloren geht.

  3. Alle Möglichkeiten planen und vorbeugen
    Vor der Reise können unterschiedliche Szenarien durchgespielt werden. Was ist, wenn meine Fruchtblase vorzeitig platzt? Wo befindet sich der nächste Frauenarzt, wo das nächste Krankenhaus? Welche Transportmöglichkeiten stehen mir zur Verfügung?

  4. Nur mit Begleitperson unterwegs sein
    Der Einfluss einer Schwangerschaft auf den Körper ist nicht zu unterschätzen – das gilt insbesondere auf Reisen. Um genau dann Hilfe zu bekommen, wenn sie vonnöten ist, sollte darum eine Begleitperson mitreisen.

  5. Auf Hygiene achten
    Gerade auf Fernreisen sollten Hygienevorschriften in der Schwangerschaft gewissenhaft eingehalten werden. Dazu zählen Hände-Desinfektion, nur abgekochtes bzw. abgepacktes Wasser zum Trinken und keine Straßenküche. Generell empfiehlt die WHO als Grundsatz für die Ernährung in tropischen und subtropischen Ländern: „peel it, boil it, cook it or forget it!" ("schälen, kochen, braten oder verzichten").

  6. Den passenden Reisezeitpunkt wählen
    Der beste Zeitpunkt für einen Urlaub ist das zweite Trimester. Wer sich in der Ruhe vor dem Sturm eine Prise Abenteuer oder eine Portion Entspannung gönnen will, sollte zwischen der 18. und 24. Woche verreisen. Aber Achtung: Die meisten Fluggesellschaften nehmen werdende Mütter nur bis zur 35. oder 36. Schwangerschaftswoche mit.

  7. Im Flugzeug schonende Bedingungen schaffen
    Lieber am Gang sitzen, um sich schnell mal die Beine vertreten zu können. Außerdem viel trinken und etwas Eigenes zum Essen mitbringen, von dem man weiß, dass man es gut verträgt.
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