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  • Wie wollt ihr gepflegt werden? Mit dem Flashmob „Pflege am Boden“ für eine Reformierung der Pflege-Politik

    Wie wollt ihr gepflegt werden?

    Mit dem Flashmob „Pflege am Boden“ für eine Reformierung der Pflege-Politik

„Pflege am Boden“ ist ein unabhängiger Zusammenschluss von Menschen, denen eine menschenwürdige Pflege am Herzen liegt. Ursprünglich 2013 im Osnabrücker Land gegründet ist die Gruppe mittlerweile bundesweit mit über 20.000 Beteiligten aktiv. Durch sogenannte ‚Smartmobs‘ wollen sie Politik und Gesellschaft auf den Notstand in der Pflege aufmerksam machen. Unter dem Motto ‚Die Pflege ist am Boden‘ legen sich die Teilnehmer in verschiedenen Städten rund einmal im Monat auf zentrale Plätze, um so der Pflege in einem stillen Protest eine Stimme zu verleihen. So zum Beispiel auch in Köln:
Vor dem Hauptportal des Kölner Doms breitet eine Frau ein weißes Laken aus. Sie ist in Bandagen eingewickelt, mit Pflastern beklebt und mit roter Farbe beschmiert. Ihr Name ist Rosa Jona. Als Künstlerin begleitet sie den Flashmob regelmäßig mit Performances. Dieses Mal verteilt sie Steinblöcke, OP-Handschuhe, Schläuche und einen Arztkittel auf ihrer drapierten Bühne. Zu Beginn des Smartmobs hält Rosa Jona ein Banner mit der Aufschrift „Da wird kein Pflege-Haus draus“, zu ihren Füßen Steinblöcke aus Pappmaschee. Sie nimmt damit Bezug auf die Worte des Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU), die Pflege bestehe aus vielen Bausteinen. Während der Performance verstärken ihre Mitstreiter mit Schildern und am Mikrofon die Botschaft.

Video: Flashmob „Pflege am Boden“: Was heißt es, mit einem Menschen umzugehen?

Video: YouTube

Gemeinsam für eine Reformierung der Pflegepolitik

„Wir brauchen jetzt die Bearbeitung des Pflegenotstands und nicht erst in ein paar Jahren! Wir fordern Menschlichkeit und Menschenwürde“, ruft Christina Herbert, 62 Jahre. 2013 gründete sie die Initiative in Köln. Seitdem trifft sich die Gruppe regelmäßig zur Planung des Smartmobs. Dieser findet in der Regel einmal im Monat statt – für 20 Minuten. Die Teilnehmer sind selbst in der Pflege tätig oder haben pflegebedürftige Angehörige. Ihnen allen ist bewusst, dass es in der Pflege so nicht weiter gehen kann. Gemeinsam kämpfen sie für eine Reformierung der Pflegepolitik. Im Mittelpunkt stehen die Würde des Menschen und vor allem die Zukunft der Pflegeversorgung.

Hinlegen, um zum Aufstehen zu bewegen

Denn die Situation in der Pflege hat sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen wird der Pflegeberuf für Berufseinsteiger immer unattraktiver. „Pflege am Boden“ fordert von der Politik, die Arbeitsbedingungen für Pflegende zu optimieren und ausreichend Zeit für die Bedürfnisse der zu Pflegenden zu garantieren. Aktuell würde gerade der bürokratische Aufwand die notwendige Zeit am Patienten stehlen. Es ginge um zwischenmenschliche Beziehungen.

Die Zukunft der Pflege

Die Aufmerksamkeit, die die Kölner Gruppe direkt am Dom bekommt, ist groß. Immer mehr Menschen bleiben stehen, hören für einige Minuten aufmerksam zu und kommentieren: „Unrecht haben sie nicht!“ Einige Menschen suchen das Gespräch, fragen, um was es genau geht, oder wollen sich über ihre eigenen Erfahrungen in der Pflege austauschen. So bestätigt eine junge Frau, dass sie in ihrem Studium mit dem Schwerpunkt Pflege häufig eine niedergeschlagene Stimmung erfährt. „Es ist ein Thema, das unsere Zukunft betrifft“, bekräftigt Christina Herbert. „Vor allem müsst ihr euch Gedanken machen, wie ihr gepflegt werden wollt!“