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    Papa braucht Hilfe

    Wenn erwachsene Kinder zu pflegenden Angehörigen werden

Ein Pflegefall in der Familie ist immer kompliziert. Vor allem, wenn die Angehörigen weit entfernt wohnen. Zwei Schwestern haben es trotzdem geschafft, eine gute Lösung für ihren Vater zu finden. Zu Besuch bei Familie Mertens*.
Die verdammten 150 Kilometer. Angela Mertens kennt jeden einzelnen davon genau: Jede Baustelle und jeden Blitzer, jedes Schild und jede Ausfahrt, jede Spurrille auf der Autobahn und auch die wenigen Stellen auf der Bundesstraße, an denen man gut überholen kann. Fast zwei Stunden braucht sie für die Strecke zwischen ihrem Wohnort nahe München und Kempten im Allgäu. Zwei Stunden, nach denen sie endlich ihren Vater in die Arme schließen kann. „Die Distanz ist sehr belastend, weil sie unserer Beziehung, alltägliche Dinge und kleine Gesten raubt“, sagt sie. Mal ein Stück Kuchen vorbeibringen oder einen frischen Kartoffelsalat, schnell ein paar Handgriffe im Garten erledigen, etwas aus dem Supermarkt mitbringen, Schnee schippen, beim Socken anziehen helfen oder das Internet reparieren. Hier eine Umarmung, da ein Plausch. Schauen, ob alles in Ordnung ist. Das vor allem.

Helfen trotz Distanz

Zum Beispiel, wenn Joachim Mertens mal nicht ans Telefon geht. „Da startet sofort das Gedankenkarussell“, sagt seine Tochter. Hat der Vater nur mal wieder das Hörgerät vergessen, oder es gar nicht aus dem Bett geschafft? Hört er bei der Waschmaschine im Keller bloß das Klingeln nicht, oder ist er auf dem Weg nach unten die Treppe hinuntergestürzt? Es sind Gedanken, die sich viele machen, deren Angehörige nicht in unmittelbarer Nähe wohnen. Knapp 30 Prozent aller erwachsenen Kinder in Deutschland leben mehr als 100 Kilometer von ihren Eltern entfernt, elf Prozent trennen sogar mehr als 500 Kilometer. Auch Angela Martel, 47, und ihre ältere Schwester Anja sind ein Teil dieser Statistik. Erst hat sie das Studium aus der Heimat gelockt, später die Arbeit, heute leben beide mit ihren Familien ein gutes Stück entfernt von ihrem Elternhaus. Wie das Leben halt so passiert.
Früher war die Distanz kein Problem. Da hat die Mutter noch gelebt, jeder hatte sein eigenes Leben und an vielen Wochenenden kam man im Allgäu zusammen. „Aber irgendwann ändern sich die Dinge einfach“, sagt Angela Mertens. Erst sei ihre Mutter an Krebs verstorben, da wurde das Leben für den Vater plötzlich einsamer und anstrengender. Einige Jahre kam er trotzdem noch gut zurecht. Doch dann begann er, Unfälle mit dem Auto zu bauen. Blechschäden nur, doch dafür viele. Es kostet die beiden Töchter viel Überzeugungsarbeit, bis sie ihn dazu bewegen können, das Auto abzugeben. Damit wird auf einmal der steile Hang zum Problem, an dem das Elternhaus liegt. Wie zum Einkaufen kommen? Wie zur Tante ins Pflegeheim? Wie auf den Friedhof?

Zuhause bleiben, solange es geht

Mit seinen 85 Jahren ist Joachim Mertens noch recht fit. Aber eben auch: ein alter Mann mit einigen Gebrechen, wackligen Beinen und halbtauben Ohren. Das Haus am Hang mit dem großen Garten ist mittlerweile eigentlich zu groß für ihn. Doch er hängt daran, will bleiben. So lange, wie es geht. Er will sich weiter um die bunten Dahlien im Garten kümmern, in seinem Sessel Formel-1-Rennen schauen, mit den Enkelinnen im Garten sitzen und bei gutem Wetter das gezackte Bergpanorama nach der Zugspitze absuchen. Früher hat er als Ingenieur gearbeitet, dann als Techniklehrer und schließlich als Schulleiter. Das Faible für Technik steckt noch genauso in ihm wie der sture Lehrerkopf. Doch die Grenzen zwischen Wollen und Können verwischen immer mehr. Und irgendwann wird seinen Töchtern klar: So geht es nicht mehr. Papa braucht Hilfe.

Hilfe von der Pflegeberatung

Es ist der Punkt, an dem Silvia Lupfer in das Leben der Familie tritt. Die quirlige Frau mit den schwarzen Locken arbeitet seit über 20 Jahren in der Pflege und hat diese von allen Seiten kennengelernt: als Krankenschwester auf der Intensivstation, als Bereichsleiterin eines Pflegedienstes, Sozialwirtin, Gutachterin, Beraterin. Sie kennt sich mit chronischen Wunden genauso aus wie mit Duschliftern, Antragsformularen und verzweifelten Angehörigen. Ihr Wissen gibt die 44-Jährige heute bei der Reha Assist Deutschland GmbH weiter, einem Kooperationspartner unserer Versicherung. Als PflegePartner unterstützt die VKB Menschen, die beim Thema Pflege Hilfe brauchen, sowohl durch eine intensive interne Betreuung als auch durch eine Pflegeberatung in Form eines externen Dienstleisters. Egal, ob es um einen dramatischen Notfall geht, oder es nur etwas altersbedingte Unterstützung im Alltag braucht. „Man erlebt hier eigentlich alles“, sagt Lupfer und erzählt von Ehepaaren, die aus Scham lange die Demenz eines Partners verheimlichen. Von vereinsamten Rentnern, die sich schwertun, überhaupt Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber auch von jungen Familien, bei denen ein Unfall oder eine schwere Krankheit das Thema Pflege brutal ins Leben katapultiert hat. „Ob jung oder alt, das Thema erwischt viele ziemlich unvorbereitet“, sagt Lupfer. Dann hilft sie weiter, mit ihrer freundlich pragmatischen Art und einer Wir-schaffen- das-Attitüde, die ihresgleichen sucht.

Wie die Pflegeversicherung unterstützen kann

Wer eine private Pflegeversicherung bei uns hat, kann sich auf umfassende Unterstützung im Pflegefall verlassen. Unser Service PflegePartner steht Ihnen und Ihren Angehörigen telefonisch und persönlich zur Seite, übernimmt organisatorische Aufgaben und beantwortet alle drängenden Fragen: Wie beantrage ich den Pflegegrad? Wer übernimmt welche Kosten? Der PflegePartner unterstützt Sie bis zu einem Zeitraum von drei Monaten kostenlos, neutral und unabhängig. Bei Abschluss einer Pflegezusatzversicherung inklusive Plus-Variante steht er Ihnen sogar dann zur Seite, wenn ein Elternteil oder ein Kind pflegebedürftig werden. Bei welchen Tarifen Sie Anspruch auf persönliche Unterstützung haben und weitere Informationen finden Sie hier: www.vkb.de/pflegeberechnen
Meist geht es erstmal um Papier­krieg. Pflege ist ein Wirr­warr aus Gesetzen und Verordnungen, aus Formularen, Klauseln, Anträgen und Ansprüchen. „Ich sehe mich da vor allem als Lotsin und begleite die Menschen Schritt für Schritt durch die Organisation der Pflege.“ Wo anfangen? Wie ausfüllen? Mit welcher Priorität? Der Beratungs­bedarf sei immens, sagt Lupfer. Ihre Tage verbringt sie zur Hälfte am Schreib­tisch, mit Recherchen, Telefonaten, Papier­kram. Die andere Hälfte berät sie Kunden vor Ort im vertrauten Umfeld. Dann kann sie auch gleich schauen, ob es vielleicht bauliche Veränderungen braucht, oder ob es gefährliche Stolper­fallen im Haus gibt. Wenn sie fertig ist mit Erklären, hört sie manchmal auch einfach nur zu. „Viele reden zum ersten Mal offen über ihre Probleme, manche sind einfach nur über­fordert mit der Situation“, sagt sie. Da sei es wichtig, einfach da zu sein. Erst die Empathie, dann die Erst­beratung. „Die Unter­stützung durch Frau Lupfer war für uns ein echter Glücks­fall“, sagt auch Angela Mertens. Gerade am Anfang habe sie sich schwer­getan, sich einen Über­blick zu verschaffen. Welche Angebote gibt es? Welche Ansprüche haben wir? Drei Monate lang nutzt sie die für Versicherte kostenlose Beratung, mittlerweile findet sie sich selbst zurecht. Seit sie vor einem Jahr zum ersten Mal im Winter­garten des Vaters zusammen­saßen, ist viel passiert. Joachim Mertens hat jetzt einen Notruf­knopf, den er um das rechte Hand­gelenk trägt und mit dem er jederzeit Hilfe rufen kann. Einmal in der Woche kommt eine Einkaufs­hilfe, einmal eine Haushalts­hilfe und zweimal eine Dusch­hilfe bei ihm vorbei. Auch der Mieter aus der Einlieger­wohnung schaut regel­mäßig nach ihm. „Wir wissen ihn jetzt gut versorgt, auch wenn wir ihn im All­tag nicht selbst unterstützen können“, sagt Angela Mertens. Dass ihr Vater Unter­stützung bei allem hat, was er alleine nicht mehr bewältigen kann, gibt ihr ein gutes Gefühl. „Ich bin sehr zufrieden damit, wie seine Versicherung uns dabei finanziell und organisatorisch unterstützt hat. Sonst wäre das so nicht möglich gewesen.“ An den Wochen­enden wechseln sich die Schwestern mit Besuchen bei ihrem Vater ab, unter der Woche rufen sie zweimal am Tag an. Angela morgens, Anja abends. Sie wollen dem Vater nah sein, trotz all der Kilometer. Und wenn er jetzt mal nicht sofort abhebt, dreht sich das Gedanken­karussell nicht gar so schnell.

Warum wird Pflege immer teurer?

Viele Menschen spüren derzeit eine gesellschaftliche Entwicklung am eigenen Leib und Geldbeutel: Pflege wird immer teurer. Der demografische Wandel führt dazu, dass mehr Menschen Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung beziehen. Das hat Auswirkungen auf das gesamte System, weil zum Beispiel deutlich mehr Pflegekräfte gebraucht werden. Auch die Zunahme schwerer Krankheiten und die Folgen der Pflegereform befeuern die Kostenexplosion im Pflegebereich. Weil das System nur einen Teil davon abfedern kann, müssen Versicherte tiefer in die eigene Tasche greifen: Seit Mitte der 90iger Jahre hat sich der Eigenenteil verdreifacht; 2000 Euro im Monat sind heute je nach Pflegegrad keine Seltenheit. Unsere Pflegevorsorge kann dieses Risiko mildern.