Eigener Geschäftsbetrieb und VKBit

Konzepte für einen wirksamen Klimaschutz

Geringerer Energieverbrauch, weniger Dienstreisen, Verzicht auf Papier: Zur Verkleinerung unseres CO2e-Fußabdrucks prüfen und reduzieren wir konstant unsere CO2e-Emissionen in allen Unternehmensbereichen.

Im Interview – Lisa Dreischl
IT Service Ownerin im Bereich Eigener Geschäftsbetrieb

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Lisa Dreischl

Klimastrategie im eigenen Geschäftsbetrieb

Im März 2022 hat unser Vorstand des Konzerns Versicherungskammer eine Klimastrategie verabschiedet. Die Grundlage dafür bildet die Klimapositionierung des Branchenverbands GDV und unser eigenes Ambitionsniveau. Unser Ziel ist es, glaubwürdige und wirksame Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels zu etablieren. Daher wollen wir primär CO2e-Emissionen vermeiden oder reduzieren und schließlich für die unvermeidbaren Emissionen ab 2025 geeignete Kompensationsinstrumente einsetzen.

Seit Beginn der Messung unseres CO2e-Footprints haben wir uns entschieden, neben den Scope-1- und Scope-2-Emissionen auch relevante Scope-3-Emissionen mit einzubeziehen1. Dies gilt neben der Messung auch für unsere Zielsetzung der Klimaneutralität im eigenen Geschäftsbetrieb. Daher beziehen wir sowohl im Reporting als auch in den entsprechenden Zielen für den eigenen Geschäftsbetrieb relevante Scope-3-Emissionen (gemäß Greenhouse Gas Protocol / GHG) mit ein. Scope 1 beschreibt alle durch Verbrennung in eigenen Anlagen erzeugten Emissionen (also zum Beispiel durch Gasheizungen oder Benzinverbrauch), Scope 2 umfasst alle Ausstöße, die mit fremderzeugter Energie (zum Beispiel Fernwärme, Strom) verbunden sind. Scope 3 beinhaltet alle indirekten Treibhausgasemissionen. Dazu zählen im eigenen Geschäftsbetrieb der Pendelverkehr, Dienstreisen, Elektronikausstattung, Dienstleistungen wie das Rechenzentrum sowie Abfall und Wasserverbrauch. Unser Ziel ist es, mit einem transparenten und umfassenden Ergebnis größtmögliche Glaubwürdigkeit in den Bemühungen zur Erreichung der Klimaneutralität herzustellen. Wir gehen davon aus, dass diese umfassende Betrachtung Voraussetzung für wirksamen Klimaschutz ist und sich künftig sowohl in der Branche als auch in den regulatorischen Entwicklungen wiederfinden wird.

Ringdiagram Darstellung CO<sub>2</sub>e Fußabdruck 2021

Die CO2e-Emissionen des gesamten Konzerns lagen 2021 um 17,6 Prozent unter dem Wert des Jahres 2020.

CO2e-Fußabdruck im Geschäftsjahr 2021

Aufgrund noch nicht vollständig vorhandener Basisdaten für das Geschäftsjahr 2022, insbesondere bei externen Datenzulieferungen, haben wir zunächst das Jahr 2021 betrachtet. An einer jahreskongruenten Berichtserstellung – zumindest mit validen Schätzwerten – arbeiten wir gemeinsam mit den zuliefernden Fachbereichen. Der Konzern-CO2e-Fußabdruck wurde, wie im Vorjahr, gemäß dem internationalen Standard des „Greenhouse Gas Protocol“ erhoben und umfasst insgesamt 12.915 Tonnen CO2e. Damit liegen die CO2e-Emissionen des gesamten Konzerns um 17,6 Prozent unter dem Wert des Jahres 2020.

Die Verteilung der Emissionen auf die sogenannten Scopes des GHG (Greenhouse Gas Protocol) bestätigt die Entscheidung des Konzernvorstands, vor dem Hintergrund des Anspruchs maximaler Wirkung, Scope-3-Emissionen mit einem Anteil von nahezu 70 Prozent mit in die Betrachtungen einzubeziehen. Der geringe Anteil von Scope-2-Emissionen hängt wesentlich mit dem seit Jahren praktizierten Einsatz von 100 Prozent Ökostrom und der großflächigen Nutzung von ressourceneffizienter Fernwärme in unseren Gebäuden zusammen.

Die strukturelle Zusammensetzung stellt sich wie folgt dar: 2

Balkendiagramm strukturelle Zusammenstellung

2 Die sogenannten „indirekten Emissionen aus Scope 1- & 2-Kategorien“ wurden in dieser Darstellung den verursachenden Kategorien zugeordnet, um die kategorienspezifische Entwicklung prägnant darzustellen.

Die Reduzierung der CO2e-Emissionen um 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr basiert im Wesentlichen auf Rückgängen in folgenden Bereichen:

  • Pendelverkehr (-20,9 Prozent):
    Die Wirkung der weiterhin umfassenden Homeoffice-Nutzung zeigt sich hier ebenso deutlich wie das Angebot von Job-Tickets für den ÖPNV. Um die Validität zu erhöhen, haben wir zur Erhebung des Pendelverkehrs für 2021 rund 300 Mitarbeitende und damit nahezu doppelt so viele wie im Vorjahr befragt und auf die Gesamtanzahl der Mitarbeitenden im Konzern hochgerechnet.
  • Fuhrpark (-19,8 Prozent) und Dienstreisen (-55,5 Prozent):
    Hier spiegelt sich das coronabedingt reduzierte Dienstreiseaufkommen wider.
  • Elektronikbeschaffung (-74,2 Prozent):
    Diese deutliche Reduktion ist im Wesentlichen einem Basiseffekt des Vorjahres mit einem deutlich erhöhten Beschaffungsvolumen im Jahr 2020 geschuldet.
  • Papier und Drucksachen (-26,1 Prozent):
    Hier zeigen sich die positiven Effekte der fortschreitenden Digitalisierung in der Kunden- und Vertriebspartnerkommunikation.

Ein gegenläufiger emissionssteigernder Effekt ergab sich aus dem Wechsel unseres Rechenzentrumsbetreibers zum 1. Mai 2021. Dieser hat im Gegensatz zum Vorgänger den Betrieb der Rechenzentren (noch) nicht vollständig auf Ökostrom umgestellt.

Die Veränderungen bei Abfall und Wasser resultieren im Wesentlichen aus der Verschiebung der Zuordnung der abwasserverursachten Emissionen von der Kategorie Wasser hin zum Abfall, welche gemäß GHG-Protocol erforderlich war.

Im Interview – Lisa Dreischl

Im eigenen Geschäftsbetrieb des Konzerns Versicherungskammer wird das Thema Nachhaltigkeit aktiv vorangetrieben. Wir haben unseren CO2e-Fußabdruck gemessen und arbeiten daran, diesen aus eigener Kraft weiter zu reduzieren. Lisa Dreischl, die als IT Service Ownerin im Bereich Eigener Geschäftsbetrieb tätig ist, gibt einen Einblick in die aktuellen Maßnahmen.

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Ausblick und Ziele

Um die erreichten Reduktionen zu stabilisieren und weitere Wirkungen zu erzielen, arbeiten wir derzeit sowohl an einer emissionsvermeidenden Fuhrpark-Policy als auch einer entsprechenden Dienstreiserichtlinie. Bei Betrachtungen eines Kraftfahrzeugs im Rahmen eines „Life-Time-Circle“ entsteht ein nicht unwesentlicher Teil der CO2e-Emissionen neben den eigentlichen Betriebsemissionen und dem Recycling auch in der Herstellungsphase inklusive Logistik. Daher planen wir, die Laufzeiten von Geschäftswagen um ein bis zwei Jahre zu verlängern, um damit die herstellungsbedingten CO2e-Emissionsanteile im eigenen Fuhrpark zu reduzieren.

Des Weiteren wollen wir die durch das Rechenzentrum entstehenden Emissionen in Kooperation mit dem externen Dienstleister deutlich zurückfahren. Hier spielt der Ausbau des Einsatzes erneuerbarer Energien ebenso eine Rolle wie die bedarfsoptimierte Anpassung der Mainframe-Kapazitäten.

Zur weiteren Reduktion des Papieraufkommens haben wir im Jahr 2022 sparten- und ressortübergreifend gemeinsam mit den Mitarbeitenden und mithilfe der agilen Methodik einer sogenannten „crossfunktionalen Welle“ Ideen entwickelt, um künftig noch effektiver und papiersparender zu arbeiten.

Mit einer Verlängerung der Laufzeiten von Geschäftswagen um ein bis zwei Jahre reduzieren wir die herstellungsbedingten CO2e-Emissionsanteile im eigenen Fuhrpark.

Auch in Bezug auf die Einsparung von Energie aufgrund der Energiekrise leisteten wir als Konzern einen wesentlichen Beitrag, indem wir etwa die Hälfte der Gebäude(-teile) temporär über die Wintermonate 2022/23 stillgelegt haben. Alle weiterhin nutzbaren Büro- und Arbeitsflächen werden konzernweit flexibilisiert und können von allen Mitarbeitenden gebucht und genutzt werden. Zusätzlich tragen wir auch mit der über diesen Zeitraum hinausgehenden Flexibilisierung unserer Büro- und Raumkonzepte zur Energieeinsparung bei, da wir auch zukünftig – analog den Erfahrungen in den letzten Jahren der Pandemie – eine konstante Mobilarbeitsquote von etwa 50 bis 60 Prozent erwarten.

VKBit Betrieb GmbH

Die für den IT-Betrieb des Konzerns zuständige Tochtergesellschaft VKBit GmbH hat im Jahr 2022 einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Die VKBit-Geschäftsführung hat sich entschlossen, diesen Bericht über das Basisjahr 2021 einer Zertifizierung durch den DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) zu unterziehen. Dieser Zertifizierungsprozess wurde inzwischen formal beim DNK angestoßen. Mit dem Abschluss des Verfahrens ist Anfang 2023 zu rechnen. Wir wollen damit die Bedeutung des Themas gerade auch in der IT betonen und zudem den Grundstein für die weiteren Nachhaltigkeitsaktivitäten der zum 1. September 2022 neu gegründeten und erweiterten IT-Gesellschaft legen. In dieser neuen VKBit GmbH wurden zusätzlich zu den bereits bestehenden Aufgaben des IT-Betriebs auch die bisher im Konzern verteilten IT-Funktionen integriert. Ziel ist es, damit eine moderne IT-Organisation zu schaffen, die mit der gebündelten Kraft aller IT-Kolleginnen und Kollegen nicht nur das Bestehende schneller modernisiert, sondern auch zukunftsfähige, digitale Geschäftsmodelle entwickelt und betreibt. Dass in diesem erweiterten IT-Umfeld Nachhaltigkeit auch weiterhin eine relevante Rolle spielt, zeigt sich unter anderem in der neu geschaffenen Rolle eines/einer eigenen Nachhaltigkeitsbeauftragten für die neue Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund werden wir die bisherigen Aktivitäten im Kontext Green-IT weiterentwickeln und vertiefen. Dazu dient eine mehrfach im Jahr angebotene und laufend aktualisierte Schulungsveranstaltung „Grundverständnis Nachhaltigkeit“, mit der wir die Haltung der Mitarbeitenden bezüglich der Notwendigkeit nachhaltigen Handelns festigen und gleichzeitig aktuelle Entwicklungen im IT-Umfeld aufgreifen und vermitteln wollen.

Auch Themen wie BYOD (Bring-Your-Own-Device) wollen wir vorantreiben und beispielsweise die geschäftliche Nutzung vorhandener privater Geräte ausweiten. Damit können wir den Einsatz zusätzlicher geschäftlicher Handys deutlich reduzieren. Diese Maßnahme, bei der die Mitwirkung der Belegschaft eine wichtige Voraussetzung darstellt, ist ein gutes Beispiel für ein synergetisches Zusammenwirken von Ressourcen- bzw. Umweltschonung und positivem ökonomischem Impact.

Durch Ansätze wie BYOD (Bring-Your-Own-Device) wollen wir die geschäftliche Nutzung vorhandener privater Geräte ausweiten, um den Einsatz zusätzlicher geschäftlicher Handys deutlich zu reduzieren.

Die ersten konkreten Ansätze für sustainable programming wollen wir im Jahr 2023 mit einer Analyse der Websites des Konzerns Versicherungskammer im Hinblick auf eine klimaschonende Programmierung umsetzen. Des Weiteren arbeiten wir daran, die rechenzentrumsbedingten Emissionen durch geeignete Maßnahmen weiter zu reduzieren.

Zahlen und Fakten

Geschäftsjahr 2021Geschäftsjahr 2020
CO2e-Ausstoß nach GHG-Protocol
Scope 1in t CO2e3.0293.020
in %23,519,3
Scope 2in t CO2e9561.068
in %7,46,8
Scope 3in t CO2e8.93111.595
in %69,273,9
Gesamtin t CO2e12.91515.683
Δ in %-17,6
Strukturelle Zusammensetzung
Pendelverkehr MitarbeitendeScope 3 in t CO2e3.8564.873
Δ in %-20,9
Fuhrpark (Liter)Scope 1 & 3 in t CO2e2.1412.667
Scope 1 in t CO2e1.7321.794
Scope 3 in t CO2e409874
Δ in %-19,8
FernwärmeScope 2 & 3 in t CO2e1.5351.723
Scope 2 in t CO2e9501.068
Scope 3 in t CO2e585654
Δ in %-10,9
Stationäre VerbrennungScope 1 & 3 in t CO2e1.5541.499
Scope 1 in t CO2e1.2971.226
Scope 3 in t CO2e257273
Δ in %3,7
Externes RechenzentrumScope 3 in t CO2e84994
Δ in %805,3
Papier und DrucksachenScope 3 in t CO2e7751.048
Δ in %-26,1
StromScope 2 & 3 in t CO2e707755
Scope 2 in t CO2e50
Scope 3 in t CO2e702755
Δ in %-6,4
AuslieferungScope 3 in t CO2e608542
Δ in %12,3
ElektronikScope 3 in t CO2e3901.513
Δ in %-74,2
DienstreisenScope 3 in t CO2e304683
Δ in %-55,5
VerpflegungScope 3 in t CO2e91182
Δ in %-49,8
AbfallScope 3 in t CO2e8858
Δ in %53
WasserScope 3 in t CO2e1847
Δ in %-63,0
GesamtScope 3 in t CO2e12.91515.683
Δ in %-17,6
Relativer
CO2e-Ausstoß
Mitarbeitendenanzahl27.0706.893
Gesamter CO2e-Ausstoß212.91512.915
Scope 1in t CO2e3.0293.020
Scope 2in t CO2e9561.068
Scope 3in t CO2e8.93111.595
CO2e-Ausstoß je Mitarbeitenden1,831,87
Scope 1in t CO2e0,430,44
Scope 2in t CO2e0,140,15
Scope 3in t CO2e1,261,68

1 Die entsprechenden Kategorien finden Sie in der Grafik zur strukturellen Zusammensetzung und im Anhang zu Kapitel 5 aufgeführt.
2 Jahresdurchschnitt