Die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung sowie der Klimawandel und die aktuelle Corona-Pandemie stellen die Unternehmen vor neue Herausforderungen und machen deren Risikolandschaft zunehmend komplexer. Um auf eventuelle Unsicherheiten der Zukunft vorbereitet zu sein und um eine adäquate und effektive Unternehmenssteuerung in Krisenzeiten sicherzustellen, baut der Konzern Versicherungskammer auf ein umfassendes Risikomanagementsystem, das Aspekte wie Cyber-, Klima- und Pandemie-Risiken mitberücksichtigt.
Unser Risikomanagement ermöglicht es uns, Risiken, aber auch Chancen frühzeitig zu erkennen und zu steuern. Für die Durchführung und Weiterentwicklung des Risikomanagements ist beim Konzern der Vorstand verantwortlich. Er trifft hier gemäß § 91 Abs. 2 AktG geeignete Maßnahmen, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern und gefährdende Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Die Aufgabe der unabhängigen Risikomanagementfunktion (uRCF) wird in unserem Konzern zentral von der Abteilung Konzernrisikocontrolling ausgeführt, welche die Risikomanagementaktivitäten umfassend koordiniert.
Die Grundsätze des Risikomanagements sind in der Risikostrategie des Konzerns verankert. Sie wird jährlich durch den Vorstand überprüft und bei Bedarf aktualisiert. Unser Risikomanagement umfasst Identifizierung, Bewertung, Steuerung sowie Berichterstattung und Kommunikation aller Chancen und Risiken. Dabei werden im gesamten Risikomanagementprozess auch Nachhaltigkeitsrisiken berücksichtigt. Diese verstehen wir im Sinne der BaFin nicht als separate Risikoart, sondern als Faktoren, die alle Risikoarten erheblich beeinflussen können. Nachhaltigkeitsrisiken können demnach Ereignisse aus den Bereichen Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung sein, deren Eintreten tatsächliche oder mögliche negative Folgen auf die Vermögens-, Finanz- oder Ertragslage sowie auf die Reputation eines Unternehmens haben könnten.
Die Betrachtung der Nachhaltigkeitsrisiken ist für uns nicht neu, sondern war bereits in den Risikomanagementprozess integriert. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen der letzten Jahre spielt das Thema Nachhaltigkeit sowohl in Politik und Wirtschaft als auch in der Gesellschaft eine immer größere Rolle. Deshalb nehmen Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagementprozess und bei Kapitalanlageentscheidungen einen hohen Stellenwert ein. Nachhaltigkeitsrisiken werden als Faktoren der bekannten Risikoarten wie etwa Gegenparteirisiken und Marktrisiken identifiziert und bewertet. Dies findet sich beispielsweise bei neuartigen Investitionen im Zuge des „Neue-Produkte-Prozesses“.
Bei der Analyse ausgewählter Einzelinvestitionen unter ESG-Gesichtspunkten und übergeordneten ESG-Trends können Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Die im Kapitel Kapitalanlage beschriebenen Elemente sind Werkzeuge zur Risikominimierung, insbesondere durch Risikovermeidung (z. B. Ausschlusskriterien) bzw. durch Risikomitigation (z. B. normbasiertes Screening, Active Ownership).
In der jährlich vom Konzernrisikocontrolling durchgeführten Risikoinventur werden gemeinsam mit den dezentralen Risikoverantwortlichen alle für die einzelnen Versicherungsunternehmen und den Konzern identifizierten Einzel- und Kumulrisiken bewertet und dokumentiert. Ein besonderes Augenmerk richten wir auf die Analyse und Bewertung möglicher Interdependenzen von Nachhaltigkeitsrisiken. Die Ergebnisse der Risikoinventur fließen in das Risikoprofil der Unternehmen ein. Noch im Entstehungsprozess befindliche Nachhaltigkeitsrisiken sind gegebenenfalls auch im Rahmen der Erfassung von Emerging Risks von Relevanz und werden entsprechend berücksichtigt. Detailliertere Informationen zu den spezifischen Risiken sind dem Geschäftsbericht des Konzerns Versicherungskammer zu entnehmen.