Nie mehr Brille
Scharf sehen ohne Brille: Für Viele ist das ein Traum. Moderne Laser-Operationen können ihn verwirklichen. Ganz ohne Risiko ist es aber nicht, sich die Augen lasern zu lassen. Wer mit einem Eingriff liebäugelt, sollte gut informiert sein.
Mit Kontaktlinsen schwimmen oder in der Sauna sitzen? Schwierig. Mit Brille ins 3-D-Kino oder zum Sport gehen? Nervig. Und überhaupt, wo ist die Brille eigentlich schon wieder hin? Sehhilfen haben eines gemeinsam: Sie erfüllen ihren Zweck ohne Nebenwirkungen, sind im Alltag aber mitunter hinderlich. Darauf angewiesen sind viele Deutsche – etwa 60 Prozent sind fehlsichtig. Schuld sind meist eine ungünstige Form des Augapfels, eine zu hohe oder geringe Brechkraft der Linse oder eine ungleichmäßige Krümmung der Hornhaut.
Für die Betroffenen ist diese Einschränkung nicht immer leicht, denn das Auge ist unser wichtigstes Sinnesorgan. Rund 80 Prozent unserer Eindrücke nehmen wir visuell wahr, allein 40 Teilbereiche unseres Großhirns haben mit dem Sehen zu tun.
Ein Drama sind Fehlsichtigkeiten freilich trotzdem nicht – ein modisches Brillengestell kann auch ein trendiges Accessoire sein. Spätestens beim Sport ist das Ding dann aber manchmal im Weg: 45 Prozent der Brillen- und Kontaktlinsenträger empfinden ihre Sehhilfe dabei als störend. Auch wer ohne Hilfe extrem schlecht sieht oder Kontaktlinsen nicht verträgt, hegt irgendwann einmal den Wunsch, immer und überall ohne Hilfsmittel scharf sehen zu können.
Dauerhafte Korrektur per Lasik-Operation
Tatsächlich bietet die Medizin eine Alternative zu Brille und Co., die genau das möglich machen soll: die refraktive Chirurgie. „Darunter versteht man operative Eingriffe, mit denen die Gesamtbrechkraft des Auges verändert werden kann“, erklärt Toam Katz M.D., medizinischer Direktor bei CARE Vision Germany.
Weil die meisten refraktiven Behandlungen mithilfe von Lasern durchgeführt werden, sind diese Verfahren auch unter dem Begriff „Augenlasern“ bekannt. Mittlerweile entscheiden sich in Deutschland mehr als 100.000 Menschen jährlich für einen solchen Eingriff, Tendenz steigend. Katz wundert das nicht: „Mit dem Laser können wir Kurz- und Weitsichtigkeit sowie Hornhautverkrümmungen dauerhaft korrigieren.“
Das Verfahren, das sich weltweit in der refraktiven Chirurgie durchgesetzt hat, heißt Lasik (Laser-in-situ-Keratomileusis). Es wird seit 1989 angewendet, gilt als besonders sicher und wird sowohl von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft als auch vom Berufsverband der Augenärzte anerkannt. „Aufgrund des nahezu schmerzfreien Eingriffs, der schnellen Heilung und des geringen Infektionsrisikos ist die Methode für Patienten besonders angenehm“, sagt Dr. Rainer Wiltfang, Klinikleiter der Smile Eyes Augenklinik in München.
Lasik funktioniert folgendermaßen: Zuerst wird das Auge per Computer auf den Tausendstel Millimeter genau vermessen, mit Tropfen betäubt und mit einer Art Klammer geöffnet. Anschließend ritzt ein computergesteuertes Schneidewerkzeug, das Mikrokeratom, eine dünne Lamelle aus der obersten Hornhautschicht und klappt diese auf. Die so entstandene Öffnung nennt man „Flap“. Durch sie kann ein Excimer-Laser ins Augeninnere vordringen und dort die Hornhaut modellieren. Dabei wird das Gewebe durch kontrolliertes Verdampfen so verändert, dass sich die Lichtbrechung in der Hornhaut anpasst. Der Eingriff richtet sich dabei nach der Art der Sehschwäche: Bei Kurzsichtigkeit (Myopie) etwa wird die Hornhaut im Zentrum abgeflacht, bei Weitsichtigkeit (Hyperopie) werden die Außenbereiche abgetragen.
Das Ziel ist immer dasselbe: die Krümmung der Hornhaut so zu gestalten, dass ein scharfes Bild auf der Netzhaut entsteht. Fast alle Patienten können nach der Operation so gut sehen, dass sie im Alltag ohne Sehhilfe auskommen oder diese nur noch in bestimmten Situationen brauchen – zum Beispiel, wenn sie nachts bei Regen Auto fahren.
Der neueste Stand der Operations-Technik
Diese Grundtechnik des Lasik-Verfahrens wurde zwischenzeitlich fortentwickelt, heute gilt die Femto-Technik als Standard. Bei dieser Methode erfolgt der Flap-Schnitt nicht mehr mechanisch, sondern per Laser.
Teilweise wird auch das neuartige Smile-Lasik-Verfahren angeboten. „Das ist eine minimalinvasive Operation, bei der keine Flap mehr nötig ist, da winzige Gewebeschnitte ausreichen“, sagt Wiltfang. Statt einem Excimer-Laser wird ein Smile-Laser verwendet, der das Gewebe nicht verdampft, sondern präzise schneidet. Mithilfe des Lasers wird so ein Stück Gewebe präpariert, dessen Volumen und Form der zu korrigierenden Fehlsichtigkeit entsprechen. Dieses sogenannte „Lentikel“ wird dann über einen winzigen Zugang in der Hornhaut entnommen. Der Vorteil: Die Hornhaut behält deutlich mehr Stabilität als bei der Flap-Methode, Nachwirkungen wie trockene Augen sind seltener.
Nach dem Eingriff wird die Hornhaut gründlich gespült und die Flap, falls vorhanden, zurück über das Operationsgebiet geklappt. Dort wächst sie im Laufe der Zeit wieder an. Der Eingriff selbst dauert nur wenige Minuten und wird ambulant durchgeführt. „Die Sehkraft verbessert sich unmittelbar nach dem Eingriff“, so Wiltfang. Ein Verband ist nicht nötig, die Einschränkungen sind gering. Ein paar Tage sollte man nicht am Computer arbeiten und Augentropfen verwenden, doch sonst ist die Operation für die Patienten keine große Sache – sofern alles gut geht.
Ein Restrisiko bleibt
Leider ist das nicht immer der Fall. Unter Experten sind Laser-Verfahren schon deshalb umstritten, weil sie nicht nötig sind. Schließlich korrigieren Brillen Fehlsichtigkeit ebenso gut und haben keine Nebenwirkungen. Beim Augenlasern handelt es sich um einen operativen Eingriff am ansonsten gesunden Auge. Es besteht immer ein Restrisiko – dauerhafte Sehschäden sind möglich. Im schlimmsten Fall könnte die Hornhaut so stark beschädigt werden, dass sie sich vorwölbt und eine Transplantation notwendig wäre. Erblinden kann man durch eine missglückte Lasik-Operation allerdings nicht.
Weil Lasik erst seit rund 25 Jahren zum Einsatz kommt, mangelt es noch an aussagekräftigen Langzeitstudien. „Bisher deuten sich keine Spätfolgen wie Trübungen der Linse oder Schäden an der Innenschicht der Hornhaut an“, sagt Privatdozent Dr. Ralf-Christian Lerche, stellvertretender ärztlicher Leiter der EuroEyes-Klinikgruppe. Tatsächlich treten Nachwirkungen meist nur vorübergehend auf, typisch sind trockene Augen, ein Fremdkörpergefühl beim Blinzeln oder Blendeffekte bei Nacht. „Unterm Strich ist Lasik ein überdurchschnittlich sicheres Verfahren“, sagt Lerche.
Nicht jeder kann sich operieren lassen
Die größten Risiken bestehen abseits des Verfahrens selbst. Problem Nummer eins: Nicht jeder Patient ist für Lasik geeignet. Struktur und Dicke der Hornhaut spielen zum Beispiel ebenso eine Rolle wie die Pupillengröße. Augenkrankheiten wie grüner oder grauer Star, Hornhautschäden, Infektionen oder eine instabile Fehlsichtigkeit sind ebenso wie manche Medikamente und Krankheiten (etwa Rheuma) Ausschlusskriterien. Wird dennoch operiert, drohen massive Schäden.
Eine sorgfältige Voruntersuchung ist deshalb unverzichtbar. Dabei ist auch die Stärke der Sehschwäche relevant: „Eine ambulante Laserbehandlung kann Kurzsichtigkeiten bis maximal -10 Dioptrien und Weitsichtigkeit bis zu +4 Dioptrien korrigieren. Stabsichtigkeit durch Hornhautverkrümmungen ist bis zu 6 Dioptrien behandelbar“, so Lerche. Generell gilt: Je geringer die Dioptrienzahl, desto größer die Chance auf ein präzises Ergebnis.
Problem Nummer zwei: Nicht jeder Arzt beherrscht die Kunst des Laserns, obwohl die Masse der Angebote das suggeriert. Ob beim Augenarzt um die Ecke, in spezialisierten Praxen, Kliniken oder zu Schnäppchenpreisen im Ausland – das Angebot ist riesig. Deshalb haben wir unsere Kooperationspartner (siehe Kasten rechts) nach strengen Kriterien, wie der Erfahrung der Ärzte, regelmäßigen Fortbildungen und der Patientenzufriedenheit, ausgewählt. Weil die Qualität der Behandlungen und die Auswahl der richtigen Methode für den Behandlungserfolg entscheidend sind, sollte man sich sorgfältig informieren. Damit man letztlich wirklich Freude an der „unsichtbaren Brille“ hat, muss der Eingriff ebenso gut überlegt wie vorbereitet sein.