Klettern in Absprunghöhe
Bouldern – also das Klettern ohne Seil und Klettergurt an Felswänden oder in der Halle – ist zum echten Trendsport geworden. Doch ganz ungefährlich ist die spektakuläre Kletterart nicht. Klicken Sie sich durch unsere Bilderstrecke und erfahren Sie, wie sich Verletzungen vermeiden lassen.
Arme und Schultern
- Bei allen Kletterarten werden Arme, Schultern und Ellbogen maximal belastet, das Risiko einer Überlastung ist groß. Zumal die für Handgelenke und Finger zuständigen Muskeln allesamt im Ellbogenbereich ansetzen. 70 % aller Beschwerden in diesem Bereich gehen auf Überlastung, nur 30% auf Verletzungen zurück.
- Das droht: Muskelfaserrisse, „Tennis-Ellbogen“, Sehnenscheidenentzündung:
- Das hilft: Stark verdrehte Bewegungen beim Klettern vermeiden, auf eine saubere Technik achten und berücksichtigen, dass Sehnen und Bänder länger als Muskeln brauchen, um sich der Belastung anzupassen. Mehr als zwei- bis dreimal wöchentlich sollten Anfänger daher nicht bouldern.
Beine und Rücken
- Steine, Wurzeln, Löcher: Die „Dropzone“, also der Sturzbereich, stellt ein großes Risiko beim Klettern dar, weil es in der Natur selten glatt und gepolstert zugeht. Trotz der geringen Kletterhöhe kann hier einiges schiefgehen.
- Das droht: Prellungen, Frakturen, Verstauchungen, Zerrungen und Schäden an den Bandscheiben.
- Das hilft: „Crashpads“, die man wie einen Rucksack auf dem Rücken transportieren und überall als Matte auslegen kann. Sie dämpfen Stürze und gleichen Unebenheiten des Bodens aus. Außerdem sollte immer eine zweite Person „spotten“, also im Falle eines Sturzes durch einen gezielten Schubs dafür sorgen, dass man auf dem Crashpad und möglichst auch auf den Beinen landet.
Knie und Knöchel
- Die unteren Extremitäten sind beim Bouldern vor allem durch Stürze oder extreme Drehbewegungen gefährdet.
- Das droht: Bänderrisse, Überdehnung, Gelenkfrakturen, Knorpelschäden.
- Das hilft: Ausreichende Dehnung, hochwertige Kletterschuhe für einen guten Halt am Felsen, möglichst kontrolliertes Stürzen, übermäßiges „heelhooken“ (Fuß über die Ferse setzen) nach Möglichkeit vermeiden.
Finger und Hände
- Etwa 60 % der Verletzungen beim Klettern treten an Fingern und Händen auf. Die Belastung ist hier so extrem, dass der Körper auf Dauer sogar mehr Knochenmasse bildet. Deshalb haben Kletterer oft dickere Finger. Das Risiko für Arthrose steigt Studien zur Folge aber nicht.
- Das droht: Ringbandabrisse, Überlastungen an Sehnen, Bändern und Muskeln, Entzündungen und Überdehnungen. Am Fels lassen sich auch Hautabschürfungen kaum vermeiden.
- Das hilft: Gut aufwärmen, Magnesia (Chalk) für bessere Haftung verwenden und die Finger mit Tape umwickeln. Richtig geklebt, schützt das nicht nur die Haut, sondern entlastet auch Sehnen und Bänder. Anfänger sollten zudem die Finger beim Bouldern nicht zu steil aufzustellen und lieber flach greifen.
Quellen: Sicherheitsforschung/Unfallstatistik des Deutschen Alpenvereins (DAV), 2014 Schöffl, Volker; Hochholzer, Thomas: "So weit die Hände greifen" (2014)