Auszeit im Ausland
Lernen fürs Leben
Eine Studie unter der Leitung der Soziologin Lisbeth Hürter, bei der 2008 über 1.000 ehemalige Austauschschüler befragt wurden, belegt zudem, dass ein Auslandsjahr Jugendliche in ihrem Selbstverständnis signifikant weiter bringt: 83 Prozent der Teilnehmer stimmten zu, sich durch die Erfahrungen im Ausland besser selbst einschätzen zu können. 63 Prozent gaben an, sich nach dem Austauschjahr vermehrt über ihre eigenen Ziele im Klaren zu sein. 97 Prozent der Befragten waren so zufrieden mit dem Schuljahr in der Ferne, dass sie auch ihren Kindern eines empfehlen würden.
Unterricht in Übersee
Ebenso hoch im Kurs steht ein Auslandsaufenthalt unter Studenten: Insgesamt war jeder dritte deutsche Absolvent während seines Studiums zeitweilig – wenn nicht sogar für seine ganze universitäre Ausbildung – im Ausland, meldete der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) im Juli 2013. Zwei Drittel der Studierenden entschied sich dabei für ein europäisches Land, etwa 16 Prozent besuchten eine Universität in Übersee.
Schafe scheren und Holz hacken
Ein relativ neuer Trend unter jungen Globetrottern nennt sich WWOOFing (von World Wide Opportunities on Organic Farms): Dabei helfen junge Freiwillige auf Bauernhöfen und Farmen aus, reparieren Zäune, jäten Unkraut oder hacken Holz. Dafür erhalten sie freie Kost und Logis. Insgesamt sind mittlerweile in über 100 Ländern WWOOF-Höfe angesiedelt. Und die Sehnsucht nach zupackender Arbeit scheint groß zu sein: Weltweit nahmen im Jahr 2010 nach Angaben von WWOOF International 80.014 freiwillige Landarbeiter teil.
Aber auch ganz ohne Lohn engagieren sich zahlreiche Jugendliche im Ausland, unterstützen zum Beispiel den Unterricht an einer chilenischen Schule, arbeiten für eine Weile in der Frauen- und Mädchenarbeit im ländlichen Kamerun mit oder machen in Workcamps in Sansibar die Solarenergie bekannt. Über 9.000 freiwillige junge Menschen sind im Jahr 2012 in Projekte und Programme im Ausland vermittelt worden, etwa 1.000 mehr als noch im Jahr zuvor. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung des Arbeitskreises Lernen und Helfen in Übersee e.V. (AKLHÜ).
Heimweh? Eher selten!
Und auch Anna fiel das Durchhalten nicht schwer. „Ich habe aber immer den Kontakt zu meiner Familie in Deutschland gehalten, wollte immer wissen, was bei denen im Leben gerade eine Rolle spielt. Wirklich Heimweh hatte ich aber nicht – ich wusste ja von Anfang an, worauf ich mich einlasse“, erinnert sie sich. Und so würden sich beide auch jederzeit wieder für ein Jahr in der Ferne entscheiden. Eine Einschränkung macht Anna jedoch: „Ich würde nur dann wieder gehen, wenn ich zu diesem Zeitpunkt in keiner festen Beziehung wäre. Denn eine Fernbeziehung führen, das wäre für mich keine Option.“
Quellen: weltweiser, auslandsjob.de, Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., Arbeitskreis "Lernen und Helfen in Übersee" e.V., au-pair-agenturen.de, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd), WWOOF International, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ), Deutsches Youth for Understanding Komitee e.V. (YFU)