Das Arbeitsumfeld von Pflegepersonal verbessern heißt die Pflege verbessern
Aber ist Healing Architecture dann also doch bloß Kosmetik? Mitnichten! „Heute will niemand mehr diese gruseligen Krankenhäuser haben“, sagt Leydecker. Denn auch, wenn ein Patient aufgrund des kurzen Aufenthalts dadurch vielleicht nicht messbar schneller gesunder wird, so trägt ein angenehmes Umfeld zur besseren emotionalen Stimmung bei. Bei den Patienten genauso wie bei deren Angehörigen, die dann vielleicht häufiger und länger zu Besuch kommen und dadurch wiederum auch das Pflegepersonal entlasten. Die vielleicht viel größere Verbesserung betrifft tatsächlich das Pflegepersonal und die Ärzte selbst. Schließlich sind sie, im Gegensatz zu den Patienten, für mehrere Jahre jeden Tag in den Häusern.Das hat Leydecker selbst einmal als Nebeneffekt mitbekommen, als sie die Wartebereiche eines Klinikneubaus gestaltet hat. „Wir haben jede Station künstlerisch individuell aber insgesamt stimmig gestaltet, Natur und Typographie auf Tapete gedruckt. Das hatte eine enorme Auswirkung auf die Mitarbeiter, weil die sich mehr mit ihrer Arbeit und mit ihrer Station identifiziert und emotionale Ankerpunkte hatten. Daran haben wir ursprünglich gar nicht gedacht, weil wir in der Planung nur die Patienten im Blick hatten.“Leydecker plädiert deshalb dafür, die Aufenthaltsqualität in Krankenhäusern, aber auch in Büroräumen grundsätzlich zu überdenken. „Es sollte nicht nur um die Frage gehen, ob uns Räume gesund machen, sondern auch um die Frage, ob sie uns krank machen. Vielleicht hat ja auch das Pflegepersonal einen Burnout wegen der mangelnden Aufenthaltsqualität in den Kliniken und Pflegeheimen.“ Und es wäre doch mehr als wünschenswert, wenn in einigen Jahren bei dem Wort Krankenhaus niemand mehr sofort an weiße, monotone und dunkle Gänge, abgenutztes Mobiliar und einen Blick auf einen Hinterhof denken muss.