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Interview Sabbatical

Eva Schydlo im Gespräch

Eva Schydlo ist Beraterin in der Personalentwicklung der Versicherungskammer Bayern. Gemeinsam mit einer Freundin reiste sie drei Monate durch Südamerika. Dafür entwickelte sie mit Ihrem Vorgesetzten ein System für ein Sabbatical. Im Gespräch erklärt sie, welche Schritte bei der Vorbereitung und bei der Planung zu berücksichtigen sind.

Eva Schydlo

Gab es ein Modell bei der Versicherungskammer Bayern für ein Sabbatical oder haben Sie Pionierarbeit geleistet und gemeinsam ein Modell entwickelt?

Ich habe meinen Chef vor zwei Jahren aktiv angesprochen, ob er sich vorstellen könne, dass ich einmal eine Auszeit von drei Monaten nehme. Es gab bis dato nur Einzelfälle im Unternehmen zum Thema „Auszeit“ und wir haben gemeinsam ein Modell entwickelt, das für uns beide passte. Seit Juli 2016 gibt es offiziell den FreiZeitRaum bei der Versicherungskammer Bayern. Er macht es möglich, ein Stück Kraft und Energie zu schöpfen, um anschließend wieder durchzustarten im Leben und in der Arbeit. Und im FreiZeitRaum steckt ein FreiZei-TRAUM drin.

Was haben Sie vor Ihrer Reise bei der Versicherungskammer Bayern gemacht?

Ich war zum Zeitpunkt des Sabbaticals seit etwas mehr als drei Jahren Abteilungsleiterin Personalbetreuung. In der Funktion war ich mit 20 Mitarbeitern für die Beratung und Betreuung von Führungskräften und Mitarbeitern in vielfältigen Personalthemen am Standort München verantwortlich. Ein anspruchsvoller Job, an dem ich viel Spaß hatte.

Wie haben Sie sich bürointern auf das Sabbatical vorbereitet? Vorarbeiten, Aufgaben verteilen, oder wie läuft der Weg zur Auszeit?

Bevor mein Chef mir das Sabbatical genehmigte, hat er mit anderen Führungskräften im Personalbereich darüber gesprochen, inwieweit sie offen für eine Job Rotation von drei Monaten wären. Nachdem er ein positives Signal von den beteiligten Personen hatte, gab er mir die feste Zusage. Danach habe ich mich zu den Details erkundigt. Welches Modell passt? Welche Auswirkungen hat eine solche Auszeit auf mein Gehalt, meine Sozialversicherung etc. Nachdem klar war, wer meine Aufgabe übernimmt, haben wir kommuniziert, Übergaben geplant und die Themen besprochen, die in den drei Monaten anfallen würden.

Wie kann man sich sicher sein, dass bei der Rückkehr nach dem Sabbatical der Job noch auf einen wartet?

Vertrauen ist das A und O. Trotzdem ist es ratsam, eine Klausel im Vertrag aufzunehmen. Man muss sich bewusst sein, dass sich nicht jeder Vorgesetzte darauf einlässt und es wahrscheinlich auch von der Dauer des Sabbaticals abhängt, ob die Rückkehr an den alten Arbeitsplatz möglich ist. In meinem Fall wurde alles vertraglich festgehalten, auch die Rückkehr in meine bisherige Funktion.

Warum haben Sie sich für ein Sabbatical entschieden?

Es gab ein paar Schicksalsschläge in meinem Freundeskreis. Eine gute Freundin hatte eine Lungenembolie und hat diese Gott sei Dank überlebt. Sie hat mich danach gefragt, ob ich nicht Lust hätte, drei Monate lang mit ihr nach Südamerika zu reisen. Ich habe meinen Chef ganz offen darauf angesprochen und er hat mir das Sabbatical ermöglicht. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Die Reise war toll und ich bin sehr froh, sie gemacht zu haben.

Wie plant man ein Sabbatical? Was sollte man unter allen Umständen beachten? Welche Stellen muss man kontaktieren?

Zuallererst bei der Personalabteilung klären, ob es bereits eine Regelung zum Sabbatical gibt. Eine Auszeit ist immer Vereinbarungssache, d.h. auch der Vorgesetzte muss einverstanden sein. Erst wenn das grundsätzliche Einverständnis des Vorgesetzten da ist, sind Details und u.a. folgende Punkte zu klären:
  • Wie lange soll das Sabbatical dauern? Welche Gestaltungsvarianten trägt das Unternehmen mit?
  • Die Planung der Vertretung oder einer organisatorischen Umverteilung, ist beispielsweise eine Job-Rotation möglich?
  • Kann Urlaub oder Gleitzeit eingebracht werden?
  • Ist eine Kombination aus Urlaub, reinem Freizeitausgleich und Freizeitausgleich aus einer Teilzeitregelung möglich?
  • Was ist mit Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung sowie etwaiger betrieblicher Altersversorgung. Dazu empfehle ich eine Beratung zu den Leistungseinschränkungen bei den Versorgungsträgern.

Braucht man spezielle Versicherungen?

Ich habe eine Auslandskrankenversicherung, die für Reisen von drei Monaten geeignet ist, im eigenen Unternehmen der Versicherungskammer Bayern abgeschlossen. Das hängt aber natürlich ganz davon ab, was man in seinem Sabbatical machen möchte.

Wie lange hat Ihre Vorbereitung gedauert?

Nicht sehr lange, da nur knapp drei Monate zwischen meiner Anfrage und der Abreise lagen. Die Vorbereitung für die Reise lief dann über Internetrecherchen, Austausch mit Bekannten und Freunden zu Reisezielen und Kauf von Reiseutensilien. Wir haben nur einen Hin- und Rückflug gebucht und die ersten zwei Unterkünfte. Den Rest haben wir vor Ort geplant. Die Reiseroute bzw. Länder, die wir bereisen wollten, standen grob fest.

Stichwort finanzielle Verpflichtungen: Altersvorsorge, Hypothek, Miete. Das Hauptargument „finanzielle Unsicherheit“ hält bestimmt viele davon ab, sich mit dem Thema Sabbatical zu beschäftigen. Ist ein Sabbatical ein wirtschaftliches Risiko? Wie kann man sich organisieren und solche Zweifel zerstreuen?

Wichtig ist, sich individuell damit zu beschäftigen, wieviel Geld man für das Sabbatical benötigt oder wieviel man ausgeben möchte, welche Einbußen es gibt und ob man sich das leisten kann und möchte. Mir war es bestimmte Einbußen wert, diese neue Reise-Erfahrung zu machen. Das wird jeder nur für sich selbst beantworten können.

Mal ehrlich, wie lange hat es gedauert vom Büroalltag wirklich abzuschalten?

Das ging sehr schnell. Wir sind drei Monate mit dem Rucksack durch Südamerika gereist. Wir waren in Argentinien, Chile, Bolivien, Peru und Brasilien. Dabei standen schnell existenziellere Fragen im Vordergrund: Wie komme ich von A nach B? Wo übernachte ich heute? Was möchte ich heute Neues erkunden? Man ist sofort in einer anderen Welt. Da ich auch wusste, dass meine Abteilung in guten Händen war, konnte ich gut loslassen.

Wenn Sie heute nochmal vor einem Sabbatical stehen würden, was würden Sie anders machen? Welche Learnings haben Sie bei der Vorbereitung gemacht und welche davon sollten die Leser auf jeden Fall beachten?

Ich würde mich im Vorfeld stärker damit auseinandersetzen, dass ein Sabbatical mehr ist als nur eine Auszeit. Ein Sabbatical kann auch persönliche Veränderungen in Gang bringen, da man viel mehr über sein Leben nachdenkt und darüber, was einem wichtig ist. Ich persönlich kann nur sagen, dass ich danach weitere Veränderungen im Leben vorgenommen habe. Ich habe ein dreiviertel Jahr nach meiner Rückkehr entschieden, nur noch vier Tage pro Woche zu arbeiten, eine Coachingausbildung zu machen und meine Führungsaufgabe abzugeben. Ich wollte das Thema Personalentwicklung nochmal von der Pike auf lernen. Das war für mich ein großartiger Schritt, den ich aber vor der Auszeit keineswegs in Erwägung gezogen hätte. Also sollte man auf alles gefasst sein und auf sein Herz hören.

Hat sich die Auszeit gelohnt? Was sind Ihre Erfahrungen?

Die Auszeit hat sich auf alle Fälle gelohnt. Mir ist bewusst geworden, wie wenig man zum Leben braucht und dass materielle Dinge weniger wichtig sind. Es sind die Erfahrungen und die Erlebnisse, die einen reicher werden lassen. Nicht warten, wenn es der eigene Traum ist, einmal für länger zu reisen oder sich andere Lebensträume zu erfüllen. Wir wissen alle nicht wie lange wir leben. Und das Leben ist JETZT!
Frau Schydlo, vielen Dank für das Gespräch.
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